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Zwischen Markt, Mobilität und Mut: Unsere Reise nach Ghana – und warum wir hier investieren wollen

29. April 2025 | Presseartikel

FairEquityVisitGhana @blackimagegh
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Warum Ghana?

Ghana war unser erstes Ziel – bewusst gewählt. Wir möchten jedes Jahr unsere Projektländer besuchen, um Start-ups, soziale Initiativen, kulturelle Entwicklungen und lokale Ökosysteme direkt kennenzulernen. Der Auftakt fand im März 2025 in Accra statt – mit dabei: unsere Investment Analystin Vanessa Ennen, Geschäftsführer Lutz Hethey, Unternehmer & Gesellschafter Karsten Wulf, Gunnar Sander und Bert Mutsaers, unser neuestes Teammitglied Caroline Flohr (Public Affairs, Fundraising & Investor Relations) sowie unser Tax-&-Legal-Experte Klaus Stein.

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Lutz Hethey at Makola Market @blackimagegh

Warum Ghana? Weil hier vieles zusammenkommt, was für die Zukunft Afrikas steht: wirtschaftliche Dynamik, Unternehmergeist, kulturelle Vielfalt – aber auch große Herausforderungen. Die Bevölkerung wächst stark, bis 2050 wird sie sich voraussichtlich verdoppeln. Mehr als die Hälfte der Menschen ist unter 25, die Jugendarbeitslosigkeit liegt über 20 %. Ghana braucht keine Hilfe von außen – sondern Investitionen in Beschäftigung, Mittelstand und unternehmerische Lösungen.

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Was uns sofort aufgefallen ist: Energie. Bewegung. Tempo. Abends vibriert Accra – mit Livemusik von Jazz bis Funk, begleitet von Streetfood, das selbst in der milden Variante ordentlich Schärfe liefert. Und tagsüber? Der Makola Market – einer der bekanntesten informellen Märkte des Landes – zeigt, wie Handel jenseits formeller Strukturen funktioniert. Vom Parkhausdach aus wirkt das Treiben wie ein organisiertes Chaos: schnell, effizient, beziehungsgetrieben. Hier zählt, wer wen kennt, wer was beitragen kann. Jede Bewegung hat ihren Platz, jedes Netzwerk zählt. Klar wurde schnell: In einem Markt mit kleiner Oberschicht funktionieren vor allem B2B- und B2B2C-Modelle. Innovation entsteht hier nicht über Lifestyle, sondern durch praktische Lösungen und starke Netzwerke.

Kontraste, die bleiben

Neben all den positiven Eindrücken haben uns auch die Gegensätze beschäftigt. Was besonders eindrücklich war: Agbogbloshie – einer der größten Elektroschrottplätze der Welt mitten in Accra. Mehr als 40.000 Menschen leben und arbeiten dort unter extremen Bedingungen, oft ungeschützt und im giftigen Rauch der offenen Recyclingfeuer. Die verunreinigte Lagune ragt bis ins Meer. Auch im Stadtbild ist die Müllproblematik sichtbar. Vielerorts liegt Plastikmüll am Straßenrand und an den Stränden, welches die Ghananen an vielen Orten der Stadt davon abhält ins Meer zu gehen. Ein Großteil des Mülls stammt aus dem globalen Norden – günstig entsorgt, aber nicht verarbeitet. Accra ist keine geschönte Kulisse, sondern eine Stadt mit Herausforderungen. Wer hier investiert, sollte genau hinschauen – und bereit sein, Teil von Lösungen zu werden.

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Trash Lagune in Agbogbloshie @blackimagegh

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Lutz Hethey and Bert Mutsaers in the old harbour @blackimagegh

Start-ups mit Substanz – unsere Highlights aus Accra

In Accra haben wir Unternehmer:innen getroffen, die keine Hilfe suchen, sondern starke Partner. Drei von ihnen haben uns besonders beeindruckt:

Wahu!

Wahu entwickelt elektrische Fahrräder, angepasst an den Alltag in Accra. Das „Lease-to-own“-Modell gibt jungen Menschen die Möglichkeit, für Lieferdienste wie Uber, Bolt oder Hubtel zu fahren – mit dem Ziel, das Rad später zu übernehmen. Die Lösung ist lokal entwickelt, die App kümmert sich um Wartung und Support. Ein Beitrag zu Mobilität, Einkommen und Eigenständigkeit.

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Fair Equity at Wahu!

Affinity Africa

Affinity bringt Banking dahin, wo es bisher keinen Zugang gibt – per App. Konten, Kredite, Sparpläne: alles digital, unkompliziert und skalierbar. Besonders für kleine und mittlere Unternehmen ohne Zugang zu klassischen Bankdienstleistungen ein echter Hebel. Seit dem Start 2024 zählt Affinity bereits über 50.000 Kund:innen.

Tendo

Tendo ist eine Plattform, die es Menschen ermöglicht, online Produkte weiterzuverkaufen – ohne eigenes Lager und ohne Startkapital. Mehr als 10.000 Reseller nutzen bereits das System. Die Logistik übernimmt ein externes Partnerunternehmen, die gesamte Transaktion läuft digital. Besonders in Ländern mit informellen Arbeitsstrukturen schafft Tendo so einen einfachen Einstieg ins Unternehmertum.

Yemaachi

Yemaachi ist ein Biotech-Start-up mit dem Ziel, afrikanische Genomdaten zu erfassen und für die medizinische Forschung nutzbar zu machen. Mit einem Netzwerk von Krankenhäusern in Ghana, Nigeria, Kenia und Senegal und über 15.000 Datensätzen wollen sie neue Lösungen in der Präzisionsmedizin vorantreiben – und dabei afrikanische Perspektiven in die globale Pharmaforschung einbringen. 2024 lag der Umsatz bei rund 4,5 Millionen Dollar.

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Gunnar Sander, Jeanne Donkoh and Karsten Wulf at Bioko Treats @blackimagegh

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Jeanne Donkoh (Founder of Bioko Treats) showing the fair equity team raw cocoa nibs @blackimagegh

BioKo Treats

BioKo stellt hochwertige Schokolade aus lokalem Kakao her – handgemacht und mit regionalem Bezug. Gründerin Jeanne Donkoh startete mit jungen 60 Jahren das Unternehmen nach einer langen Karriere im Hotelwesen. Heute steht BioKo für lokale Wertschöpfung, weibliche Führung und Wachstum: 2024 lag der Umsatz bei 130.000 Euro, das Ziel sind 25 Tonnen jährliche Produktion.

 

 

 

 

 

 

 

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Jeanne Donkoh showing fair equity the chocolate factory @blackimagegh

Ecosystem & Netzwerk: Lernen von den Großen

Ein besonderer Moment war unser Treffen mit Lofty Inc. – einem erfahrenen VC-Fonds mit afrikanischem Fokus. Gründer Idris Bello gab Einblicke in Erfolgsfaktoren und Herausforderungen: Kapital allein reicht nicht. Es braucht strategische Unterstützung, vertrauensvolle Netzwerke, erfahrene Gründer:innen. Aktuell fließen 83 % der VC-Mittel in Afrika nach Nigeria, Ägypten, Kenia und Südafrika – Ghana kommt erst langsam ins Blickfeld. Deshalb sind Initiativen wie der Impact Hub Accra so wichtig: Sie vernetzen Talente, unterstützen Start-ups und bringen internationales Know-how ins Land. Auch spannend: PivotVC – ein Venture Studio, das nicht nur investiert, sondern aktiv mit aufbaut.

Soziale Projekte: Bildung, Gesundheit, Landwirtschaft & Kreativität

Unsere Reise führte uns auch außerhalb der Stadt – etwa zur Baobab Children Foundation, die ökologische Landwirtschaft mit Ausbildung und sozialer Verantwortung verbindet. Die Moringa-Produktion ist nicht nur nachhaltig, sondern wirtschaftlich relevant – mit Bio-Zertifizierung und Fokus auf Jugendförderung.

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Lutz Hethey and Bert Mutsaers at the Baobab Farm @blackimagegh

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Baobab carpentry school @blackimagegh

Beeindruckt hat uns auch Elucid, ein Social-HealthTech, das Gesundheitsdaten nutzt, um Wirkung entlang von Lieferketten messbar zu machen. Ursprünglich in Madagaskar gestartet, arbeitet das Team heute mit Schokoladenproduzenten zusammen, um Gesundheitsleistungen für Landwirt:innen zu ermöglichen – mit echtem Mehrwert für alle Beteiligten.

Ein weiteres starkes Beispiel: Mable Preach. Eigentlich ist sie auf den Schaubühnen von Hamburg und Hannover zu sehen. Die ghanaisch-deutsche Regisseurin baut in Tomale ein Künstler:innen-Dorf auf, das Diaspora, lokale Kreative und Menschen mit Behinderung zusammenbringt. Parallel betreibt sie mit BLKSTR NOIR ein Kreativzentrum in Accra, das jungen Menschen Zugang zu künstlerischem Ausdruck ermöglicht.

Diese Eindrücke prägen auch unseren Blick nach vorn.

Jetzt geht es darum, die richtigen Partnerschaften weiterzuentwickeln, Strukturen zu bauen und Prozesse für unsere Investments aufzusetzen. Dabei verlassen wir uns auf die Menschen vor Ort – auf ihr Know-how, ihre Netzwerke, ihre Marktkenntnis. Wir müssen nicht alles selbst machen. Im Gegenteil: Wer auf Augenhöhe investieren will, hört zu und arbeitet im Tandem. Genau deshalb setzen wir auf Kooperation und B2B-Partnerschaften – wie auf dem Makola Market: Jede Bewegung hat ihren Platz, jedes Netzwerk zählt.

Fazit: Warum wir wiederkommen

Diese Reise war kein Perspektivwechsel auf Zeit. Sie war der Startpunkt für mehr. Ghana hat gezeigt, welches Potenzial entsteht, wenn Unternehmertum, Kapital und kulturelles Verständnis zusammenkommen. Wir kommen wieder – nicht zum Zuschauen, sondern zum Investieren. Wir sind überzeugt: Ghana erfüllt die Anforderungen für unsere Beteiligungsstrategie – und wir planen, zeitnah erste Partnerschaften vor Ort umzusetzen.

FairEquityVisitGhana @blackimagegh

Gunnar Sander, Lutz Hethey and Klaus Stein at a Start-Up Visit @blackimagegh

Witten by: Caroline Flohr

Photos by @blackimagegh

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